Tribünenansicht: Giants U17er gewinnen die Meisterschaft

Bravo! Gratulation! Glückwünsch! U17 holt sich den Meistertitel!

 

An die Mannen der U17. An das Coaching Team der U17. An das medizinisch-psychologisch-technische Betreuungsteam der U17. An den ganzen Verein der Graz Giants, der jede der Units bestmöglich unterstützt. An unglaubliche 600 ZuseherInnen, die eine würdige Kulisse für ein würdiges Finalspiel gebildet haben. Diesmal auch an die Zebra-Crew, die zwei disziplinierte und sehr faire Teams spielen ließen, wiewohl Tempo und Härte sehr hoch waren.

 

Und selbstverständlich gebührt auch den Gegnern, den Vienna Vikings, meine, unsere Anerkennung. Die beste Defense der Regular Season mit weniger als 6 erhaltenen Punkten je Spiel (Grunddurchgang + Halbfinale) hat es unserer Offense mehr als schwer gemacht, die Zone der Sehnsucht zu erreichen. Die Wiener Offense, vor allem aber die Special Teams konnten immer wieder mit Big Plays druckvolle Akzente setzen, obwohl es sich dann letztendlich doch nie für Punkte ausgegangen ist. Die Angehörigen und Fans der Wikinger trugen übrigens auch das Ihre zur guten Stimmung auf der Tribüne bei.

 

So war dieses Spiel bis ins letzte Viertel ein echter Thriller, in dem der Sieg der Giants erst in der vorletzten Minute durch eine Interception fixiert werden konnte. Geprägt war diese Begegnung durch eine große Zahl von erzwungenen Turnovers. Es gab Interceptions, Fumbles und auch einige erfolglose vierte Versuche. Ganz selten nur waren die Ballverluste durch Fehler verursacht, fast immer Ergebnis des äußerst druckvollen und dennoch hervorragend organisierten Spiels der beiden Defense-Ensembles.

 

An diesem trockenen und auch sonst wettertechnisch finalwürdigen Tag fand ich großes Gefallen am Respekt, der bei Spielern, Coaches und im Publikum herrschte. Als Teil der Chain Crew ganz nah am Spielfeld konnte ich das in vielen Szenen spüren. Athleten wurden nach Fehlern von Kollegen und Coaches aufgemuntert, durchaus auch einmal getadelt, aber ganz ohne unflätige Beschimpfungen, wie das leider – mittlerweile auch im Nachwuchsbereich – recht häufig vorkommt. Es gab keine Schimpftiraden der Coaches gegen Refs, keine Pfiffe aus dem Publikum für Gegner oder Refs. So geht Sportlichkeit. Das ist Sportsmanship vom Feinsten. Danke an alle.

 

Über den abwechslungsreichen und spannenden Spielverlauf gäbe es viel zu berichten. Das meiste davon gab es bereits in Spielberichten beider Vereine und auf den bekannten Plattformen zu lesen. Eine Nacherzählung wäre müßig. Ich verspüre ein starkes Bedürfnis, mich namentlich bei jedem einzelnen Grazer Athleten für seine Leistung in diesem Spiel und während der gesamten Saison zu bedanken, möchte da auch jene wertvollen Teammitglieder nicht auslassen, die „nur“ Zweitbesetzungen sind, die aber das ganze Jahr im Training und auch mit  Spieleinsätzen die Starting Players ständig anspornen und doch mit ihnen eine so fest verschworene Gemeinschaft bilden. Ich spare mir hier jetzt aber das Aneinanderreihen von knapp 50 Namen und hoffe, dass alle  Helden dieses Tages auch so meine Hochachtung verspüren.

 

Auf keinen Fall sollen hier jene unerwähnt bleiben, die sich im Laufe der Saison bei ihrem Einsatz in Spielen oder auch im Training verletzt haben, die dann nicht einmal am Finalroster aufschienen, wenigstens aber ebenfalls die wohlverdiente Meisterschaftsmedaille umgehängt bekamen. Stellvertretend für andere, mir unbekannte, beste Genesungswünsche und viel Erfolg beim Weg zurück ins Team, Szebasztian Koch und „Matse“ Matthias Luidold, die sich beide erst im letzten Spiel bzw. beim letzten Training vor dem Finale verletzten. Come back stronger!

 

Die Defense des Giants U17 Teams hat verdientermaßen als MVU die MVP-Auszeichnung nach dem Finale erhalten. Es gibt keine offiziellen Statistiken zum Spiel, aber so an die 15 oder mehr Drives werden es schon gewesen sein, die hier im Finale gestoppt werden konnten. Ob Ihr, liebe LeserInnen, die Jungs mit No Go, No Way oder No Come Through Legion adeln möchtet, überlasse ich Eurem Geschmack. Sie selbst haben aber bei der Belohnung des Vereins für diesen Titel bereits erkannt, dass man in diesem Sport mit Superlativen und Absolutbezeichnungen sparsam umgehen sollte. Beim gemeinsamen Training mit den gerade wieder ins Mannschaftstraining eingestiegenen AFL-Spielern gab es bestimmt den einen oder anderen Boom-Effekt.

 

Welche Mannschaftsteile mir am besten gefallen haben? Meine Begeisterung für die Verteidigungsabteilung habe ich ja vorhin schon anklingen lassen. Ob es die Tackles oder Ends in der Line sind, die Türen für die eigenen Linebacker öffnen, oder Tore, die gerade noch einladend weit offenstehen, krachend den aus dem gegnerischen Backfield anstürmenden Spielern verschließen. Oder die Crew der Linebacker, die sich so harmonisch mit ihren Vordermännern ergänzt, und nicht nur ein extrem dichtes Gestrüpp bildet, sondern auch immer wieder ins Hinterfeld der Gegner vordringt und bereits dort dem Spielzug den Sack zumacht. In der Secondary sind mir an diesem Tag keine Fehler aufgefallen. Kein Receiver enteilte, kein laufender Gegner, der sich doch einmal aus dem zuvor angesprochenen Gestrüpp befreite, konnte danach noch viele Meter machen. Wer wie ich selbst ab und an versucht, einen 13- oder einen 15-jährigen in one-on-ones zu covern, wird seinen Hut ebenso schnell vor dieser Leistung ziehen, ein ganzes Spiel hindurch dichtzuhalten.

 

Die Offense hat mir in diesem Finale auch sehr gut gefallen. Es war bestimmt keine leichte Aufgabe, nach den hunderten erfolgreichen Running und Passing Yards im Halbfinale nun gegen die beste gegnerische Defense des U17-Bewerbs Meter zu machen. Die Line mit Center Guards und Tackles bekam im zähen und unnachgiebigen Ringen an der Line of Scrimmage im Laufe des Spiels immer öfter die Oberhand. Verschafften damit ihrem Quarterback ausreichend Zeit, den Ball gut zu übergeben oder einem der Receiver zu passen. In einem der vielen gut angesagten und noch besser einstudierten Spielzüge sogar so viel Zeit, dass nach vielen Sekunden der aufgezogene Wurfarm des Quarterbacks plötzlich doch noch einem Runningback den Ball zusteckte und der durch die mittlerweile recht ausgedünnte Box einen weiten Run schaffte.

 

Die Receiver standen den Linern im Blocken um nichts nach und hielten so die Außenseiten für die seltenen Läufe über die Außenrouten frei. Wenn ein Pass erfolgte, dann mit großer Präzession und teilweise auch mit unheimlicher Wucht, ein großer Anteil fand ihren Weg in die anvisierten Arme und wurde auch fast immer erfolgreich gefangen. Der eine oder andere erfolgreiche Block durch einen Viking-Verteidiger führte glücklicherweise nie zu einer Interception, die durchaus den Spielverlauf zu Gunsten der Wiener hätte drehen können. Schließlich waren es auch zwei dieser Pässe, die die entscheidenden Punkte auf Seiten der Giants aufs Scoreboard brachten. Nicht zu vergessen die erfolgreichen PaTs.

 

Getragen wurde das Angriffsspiel durch zwei unermüdliche Runningbacks, die – unterstützt durch gute Blocks und durch Pass Fakes – in dieser fast ausgeglichenen Partie ihrer Defense den kleinen Vorteil erkämpfen konnten, der eines der vielen Mosaiksteinchen zum Titel war. Sie hielten ihre Offense im Schnitt länger am Feld, als das die Wiener vermochten und vergönnten damit ihrer eigenen Defense die etwas längeren Pausen, die man braucht, wenn man wirklich ein ganzes Spiel dichthalten muss. Ein „Well done“ für diese erfolgreiche Arbeit.

 

Letztes Jahr gab es zwei Giants-Teams in Finalspielen, die U13er und die U15er. Aus beiden Units stiegen viele Starter in den nächsten Jahrgang auf. Trotzdem haben sich beide Mannschaften heuer in ihren Bewerben gut geschlagen und jeweils das Halbfinale erreicht. Ich wünsche ihnen, dass sie mit diesen Erfahrungen und einer guten Vorbereitung in der kommenden Saison noch erfolgreicher sind und wieder das große Ziel eines Finalspiels erreichen.

 

Zum Abschluss noch ein paar rückblickende und vorausschauende Gedanken zu den österreichischen Nachwuchsmeisterschaften im American Football. Die Aufteilung in 9er- und 11er Meisterschaft kann man aus meiner Sicht als gelungen ansehen, wenn auch erst die kommenden 2 bis 3 Jahre etwas mehr Rückschlüsse zulassen. Für die Vereine in den 11er-Bewerben ist jetzt jede Begegnung eine echte Herausforderung, die Ausgeglichenheit in den Bewerben bringt für alle Teilnehmer mehr Herausforderung, mehr Einsatz, schließlich mehr Qualität. Die Vereine in den 9er-Bewerben haben jetzt ebenfalls in jedem Spiel eine echte Chance, ziehen in Halbfinal- und Finalspiele ein, die ihnen jahrelang verwehrt waren. Und erleben mit den Erfolgen in Zukunft hoffentlich einen Boom, der sie dann ins 11er-Football zurückbringen könnte.

 

Durch den spannenden Wettbewerb ergibt sich für alle Beteiligten die Frage, was noch zu tun ist, um bei immer höherer Qualität das nächste Mal auch ganz oben mitspielen zu können. Es entscheiden nun viel seltener Einzelaktionen von Ausnahmeathleten Spiele oder gar Meisterschaften. Es ist vielmehr von zunehmender Bedeutung, dass es weder in der Offense noch in der Defense und auch nicht in den Special Teams Schwachstellen gibt. Das schwächste Glied der Kette wird immer wichtiger. Für die Vorbereitungs- und Trainingszeit bedeutet das, dass sich möglichst alle, intensiv dem Off-Season-Programm widmen müssen, um im eigenen Team und gegen die anderen Teams bestehen zu können. Es zählt weniger das irgendwann einmal im Winter erreichte Maximalgewicht, das zur Hochstrecke gebracht wird, sondern die Gleichmäßigkeit über den ganzen Winter und das Frühjahr, um körperliche und spielerische Fortschritte in der kommenden Saison auch am Feld umsetzen zu können. Ja, ich weiß eh, die Coaches schaffen diesen Absatz in einem Wort: Trainingsbeteiligung!

 

Und das gilt auch für fast alle von Euch U17ern, die demnächst U18er werden und so noch zwei Jahre im Nachwuchsbewerb zum Einsatz kommen. Im Schnitt wart Ihr eine der jüngsten Truppen im Bewerb, wenn nicht die allerjüngste, großteils 2001er in den Startaufstellungen. Aber leichter wird es in den beiden kommenden Jahren bestimmt nicht, gegen Euch werden sich alle Gegner ganz besonders ins Zeug legen. Deshalb gilt für Euch, natürlich aber auch für alle anderen Nachwuchsspieler nur für die kommenden Tage Teil 1 meines Schlusswortes und für die

kommenden 9 Monate danach Teil 2:

 

Let’s rest & party, Giants! – And then let’s do practice, Giants!